Der Arbeitskreis „Frauen“ der Grünen Sankt Augustin hat sich den Koalitionsvertrag auf Bundesebene genauer angesehen und ist hierbei auf den Punkt „geschlechtsbezogene Unterschiede in der medizinischen Versorgung“ aufmerksam geworden. Neben vielen anderen Missständen ist es aktuell so, dass im Ernstfall Frauen seltener durch Ersthelfer*innen wiederbelebt werden. Denn die Berührungsängste bei einer Wiederbelebung sind bei einem weiblichen Körper offensichtlich höher. Dazu kommt: Dummys, an denen die Herzdruckmassage geübt wird, orientieren sich in der Regel an männlichen Körpern.
Männliche Ersthelfer haben häufig Angst vor unangemessenen Berührungen oder sexuellen Übergriffen als Grund für die Ablehnung potenziell lebensrettender Maßnahmen angegeben. Wohin mit den Händen? Werde ich Sie verletzen? Wo darf ich überhaupt anfassen? Diese Überlegungen lassen lebensrettende Minuten verstreichen. Wer sofort von Ersthelfer*innen eine Herzdruckmassage erhält, hat eine um 79 Prozent höhere Überlebenschance gegenüber jenen, bei denen erst die Rettung mit der Reanimation beginnt.
Das warf die Frage auf, ob es bei der Ersthelfer-Ausbildung innerhalb der Verwaltung, Bäder und Freiwilliger Feuerwehr in Sankt Augustin möglich ist, ebenfalls an weiblichen Dummys eine Reanimation zu üben. Diese könnten kostengünstig nachgerüstet werden, indem an Standard-Dummy-Modell ein spezielles Zubehör aufgesetzt wird. Ein erster Schritt um Berührungsängsten im Ernstfall vorzubeugen.
Nach einer entsprechenden Anfrage der GRÜNEN Sankt Augustin will die Stadt zukünftig bei der Beauftragung von Erste-Hilfe-Schulungen die Organisationen um Verwendung auch mit weiblichen Trainingspuppen bitten.
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