Der Umbau der Hauptstraße Niederpleis ist ein wichtiges und ein großes Projekt. Da sich Stadt wie auch Straßen.NRW einigen müssen und der Platz vor Ort sehr begrenzt ist, ist es auch schwierig. In der Bürgerschaft vor Ort hat die in politischen Arbeitskreisen einmütig erarbeitete Vorzugs-Variante für Diskussionen und Kritik gesorgt. Die GRÜNEN haben sich, wie wohl alle Fraktionen, intensiv mit den Eingaben auseinandergesetzt. Die Kooperation aus SPD, GRÜNEN und FDP hat diese Kritik in Teilen aufgegriffen, insbesondere was die Ladezone und die Parkplatzproblematik angeht. So hat der Mobilitätsausschuss des Stadtrates am 24. August die geplante Straßenraumaufteilung bestätigt, jedoch einige Punkte für die weitere Planung mehrheitlich beschlossen.
Was ist geplant?
Die L 143 / L 121 – Hauptstraße wird zwischen der Einmündung Am Eichelkämpchen (Tankstelle Witter) und der Einmündung Langstraße (zur Burg Niederpleis) umgebaut. Der komplette Straßenraum wird umgestaltet. Hinzu kommt eine Vergrößerung des Parkplatzes am Jakob-Fußhöller-Platz als städtische Maßnahme.
Was ist mit dem Fußverkehr?
Der Fußverkehr profitiert eindeutig am meisten vom Umbau, damit indirekt auch die fußläufige Erreichbarkeit von Geschäften und Dienstleistern. Derzeit sind die Gehwege vielfach nur um die 1,50 Meter weit. Das ist weder für Fußgänger mit Kinderwagen, Rollator oder im Rollstuhl ausreichend. Die Gehwege werden auch genutzt, um Kinder zu Kitas zu bringen. Mit der Planung werden die Gehwege in weiten Teilen deutlich ausgeweitet. Das geht zwar nicht an jeder Stelle, aber in weiten Teilen werden die Gehwege auf mindestens 2,50 m verbreitert.
Wie wird die Radverkehrsführung?
Heute darf man bereits mit dem Fahrrad über Hauptstraße oder den kleinen Umweg über die Bahnstraße fahren. Das ändert sich nicht. Unsichere Radfahrer können auch nach Umbau der Hauptstraße weiter über die Bahnstraße fahren. Die Bahnstraße ist aber für bestimmte Wege eher unattraktiv. Wenn man zum Beispiel Richtung Zentrum fährt, müsste man nach dem Kreisverkehr links in die Alte Pleistalstraße abbiegen, um dann über ein paar Ecken zu fahren, um dann am Eichelkämpchen an einem Stoppschild wieder die Straße überqueren zu müssen. Auch Dienstleister direkt an der Hauptstraße sind natürlich besser direkt anzufahren.
Die Planung sieht Verbesserungen für den Radverkehr auf der Hauptstraße vor, die Gegenstand von Diskussionen sind. Zwischen Am Eichelkämpchen und Schulstraße wird Richtung Buisdorf ein Schutzstreifen eingezeichnet. In Richtung Zentrum erfolgt die Führung hinter der Schulstraße über einen eigenen Radweg. Im Kernbereich zwischen Schulstraße und Kreisel nutzen Radfahrende wie bisher die Fahrbahn, allerdings bei Tempo 30. Hinter dem Kreisverkehr können Radfahrende Richtung Buisdorf wie bisher die Fahrbahn nutzen, allerdings mit einem neuen Schutzstreifen, oder den geplanten Geh-/Radweg in Richtung Am Kirchenberg in Gegenrichtung befahren.
Mit dieser Planung wird die Radverkehrsführung auf der Hauptstraße spürbar besser als jetzt. Auch Dienstleister direkt an der Hauptstraße sind so natürlich besser direkt anzufahren.
Welche Auswirkungen gibt es auf den Kraftfahrzeugverkehr?
Die Anzahl der Fahrspuren bleibt gleich. In Teilabschnitten erhalten Radfahrende, die heute auf der Fahrbahn in Richtung Zentrum fahren, einen eigenen Radweg und können von Autos dann sicher überholt werden. In der Gegenrichtung können Radfahrende auf einem teilweise einzurichtenden Schutzstreifen, wie heute unter Beachtung eines Seitenabstands von 1,5 m überholt werden.
Zwischen Schulstraße und Kreisverkehr gibt es sehr wenig Platz, dazu brauchen die Zuführungen zu Kreuzung und Kreisverkehr mehr Raum. Weil es sich um den zentralen Bereich handelt, soll der Abschnitt im Kern daher etwas beruhigt gestaltet werden. Radfahrende und Autoverkehr teilen sich wie bisher die Fahrbahn auf dem kurzen zentralen Stück. Es wird jedoch Tempo 30 angeordnet. Ein gepflasteter Mittelstreifen soll die besondere Situation verdeutlichen, wird aber überfahrbar sein, zum Beispiel um Platz zu machen für die Feuerwehr. Bereits heute ist in Spitzenzeiten Stau, ein Überholen geht dann überhaupt nicht – etwas mehr Tempo 30 oder Radverkehrsführungen haben darauf keine negativen Auswirkungen.
Schlechter wird der Auto-Verkehrsfluss sicher nicht, wenn dann eher ein wenig besser.
Wie verändert sich die Parksituation?
Nur wenn man auf breitere Gehwege verzichten würde, könnten alle Parkplätze erhalten bleiben. Der Flächenbedarf des Radverkehrs ist dafür nicht entscheidend. Heißt aber für die meisten Teile der Maßnahme: Wollte man alle Parkplätze so erhalten wie bisher, würde eben auch alles bleiben, wie es ist, mit schmalen Gehwegen und fehlenden Radverkehrsanlagen.
Etwa 17 von ca. 60 bestehenden öffentlichen Parkplätzen sollen nach aktuellem Stand wegfallen, die Erweiterung des Parkplatzes am Fußhöller-Platz eingerechnet. Diese Zahl muss man aber auch in Verbindung setzen zu den vielen weiteren privaten Stellplätzen, alleine beim REWE-Markt ca. 70. Die Parksituation im Kernbereich von Niederpleis richtet sich ja nicht nur nach den öffentlichen Stellplätzen im Straßenraum, sondern nach dem gesamten Parkraumangebot.
Auf Antrag der Rats-Kooperation aus SPD, GRÜNEN und FDP wurde als ein Ergebnis der Eingaben nach der Bürgerinformation beschlossen, dass noch einmal geprüft werden soll, wo vielleicht doch einige Parkplätze mehr realisiert werden können. In Frage kommt dafür zum Beispiel der Bereich am Friseursalon, gegenüber der Bäckerei. Zudem soll vor dem Kiosk/Post eine Ladezone eingerichtet werden.
Im Zuge der Bürgerinformation und Vor-Ort-Terminen wurde sehr deutlich, dass viele Parkstände derzeit eben nicht von Kunden der Geschäfte und Dienstleister belegt sind, sondern Autos eher viele Stunden dort im öffentlichen Raum parken. Für eine gute Erreichbarkeit der Geschäfte sollten daher, ebenso ein Beschluss auf Antrag der Kooperation, bestehende Parkscheiben-Regelungen tagsüber an Werktagen auf die gesamte Hauptstraße ausgeweitet werden. Dazu gehört dann auch, diese Regelungen zu kontrollieren.
Wer trägt die Kosten?
Es handelt sich mit dem Kreisverkehr um eine Gesamtmaßnahme von Straßen.NRW zum Umbau der Ortsdurchfahrt Niederpleis, die schon seit sehr vielen Jahren geplant ist. Der Kreisverkehr wurde vorab mit dem Neubauprojekt REWE umgesetzt. Nun folgt der restliche Umbau. Die Kosten für den Umbau der Fahrbahn und von Radwegen trägt das Land Nordrhein-Westfalen. Die Kosten für Gehwege und Parkplätze trägt die Stadt Sankt Augustin. Da jedoch der Anteil an Gehwegen und Parkplätze früher Anliegerbeiträge an die Stadt ausgelöst hätte, und das Land Nordrhein-Westfalen diese aber abgeschafft hat und den Kommunen die Kosten ersetzt, wird hier ebenfalls ein Großteil vom Land übernommen. Die Stadtverwaltung geht derzeit davon aus, dass von den 4 Millionen Gesamtkosten daher 3,8 Millionen vom Land NRW übernommen werden. Die Stadt wird zudem die Kosten für die Erweiterung des Parkplatzes tragen, die derzeit auf 180.000 Euro geschätzt werden.
Würde der Straßenraum nicht aufgeteilt, würde das aber auch nicht bedeuten, dass gar keine Kosten entstehen. Die Straße ist in keinem guten Zustand. Das heißt Kosten für die Erneuerung von Fahrbahn und Gehwegen sowie Parkplätzen entstünden mittelfristig so oder so, sowohl für das Land wie auch die Stadt. Es macht dann mehr Sinn, wenn man schon einmal baut, dann auch Verbesserungen an der Straße direkt mit umzusetzen.
Wenn schon Umbau, warum dann nicht auch Grünflächen?
Wie schon geschrieben ist der Platz für die verschiedenen Nutzungsansprüche sehr beengt. Hinzu dürften Leitungen im Boden verlaufen, die gerade das Anpflanzen von Bäumen erschweren. Auf Antrag der Kooperation von SPD, GRÜNEN und FDP hat der Ausschuss mehrheitlich beschlossen, dass einzelne Grünflächen in der weiteren Planung geprüft werden sollen. Vielleicht gibt es Restflächen, wo kein Parkplatz wegfallen würde, aber noch 2 Meter Platz ist für eine Grünfläche. Ist eine Baumpflanzung wegen Leitungen nicht möglich, könnten auch Blumenbeete oder ähnliches entstehen.
Das GRÜNE Fazit
Der Platz ist knapp, die Vorschriften sind genau. Die Planung ist ein Kompromiss. Der Autoverkehr kann fahren wie bisher. Der Radverkehr hat es ein wenig besser, der Fußverkehr profitiert am meisten. Der Wegfall von einigen Parkplätzen ist nicht schön, wird aber nicht stark ausfallen. Mit klugen Parkraum-Regelungen kann man vielleicht sogar Verbesserungen im Vergleich zu heute erzielen. Ist die Hauptstraße so wie sie jetzt ist schön? Ist sie ein sicherer Verkehrsraum? Bestimmt nicht! Die Alternative wäre: Alles bleibt weitere Jahrzehnte so wie es jetzt ist. Das aber wäre für Niederpleis kein Fortschritt. Daher haben die GRÜNEN gemeinsam mit den Kooperationspartnern den Beschluss gefasst, die Planungen fortzuführen und dabei einige Eingaben aus der Bürgerinformation aufzugreifen.