In Quartieren der Stadtteile Menden, Mülldorf und Niederpleis gibt es seit wenigen Jahren Quartierssozialarbeit.
Quartierssozialarbeit spricht alle Menschen an, die ein offenes Ohr suchen bei Problemen in der Nachbarschaft, in der Familie, in Ämter- und Geldangelegenheiten und vielem mehr. Die Quartierssozialarbeiter/-innen helfen unmittelbar oder vermitteln an zuständige Behörden, sie organisieren Nachbarschaftstreffen und Informationsabende, bieten offene Sprechstunden an und besuchen Ratsuchende zu Hause. Allein in diesem Jahr haben laut aktuellem Bericht schon über 500 Einzelberatungen stattgefunden.
Wesentliches Element dieser Sozialarbeit ist Prävention. Persönlicher Kontakt zwischen Betroffenen und Sozialarbeiter/-in baut Barrieren ab. Hilfe wird frühzeitig gesucht, so dass Krisen im besten Fall vorgebeugt und Langzeitfolgen möglichst vermieden werden. Ziele sind es zum Beispiel, finanzielle Abhängigkeit von Ämtern zu vermeiden, ebenso das Entstehen von Obdachlosigkeit, die Notwendigkeit von stationärer Erziehungshilfe (Herausnahme eines Kindes aus der Familie), Vereinsamung im Alter, Depression.
Durchgeführt wird die Quartierssozialarbeit von den Trägern „Diakonie“ und „Hotti e.V.“ im Auftrag der Stadt Sankt Augustin.
2021 begann Quartierssozialarbeit in Sankt Augustin zunächst in Mülldorf. Grundlage war eine kleinteilige Sozialraumanalyse aller Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis, in der Faktoren wie Altersstruktur, Armutsrisiko, gesundheitliche Bedarfe, Arbeitslosigkeit etc. untersucht worden waren. Aufmerksamkeitsbedarfe waren darin quantifiziert worden und Quartiere identifiziert, die von Unterstützung in Form von Quartierssozialarbeit am meisten profitieren könnten.
Pro Jahr und pro Quartier bezahlt die Stadt bisher 110.000 €. In Zeiten knapper kommunaler Haushalte ist dies eine hohe Summe. Von Anfang an hat die Kooperation aus SPD/GRÜNE/FDP im Sankt Augustiner Stadtrat und in den Ausschüssen die Quartierssozialarbeit unterstützt und ausgebaut. Von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit dieser Arbeit sind die drei Kooperationsfraktionen überzeugt. In Haushaltsberatungen wurde sie stets weiter eingeplant, auch gegen die Empfehlung der Verwaltungsspitze.
Am 04.09.2024 stand die Investition erneut auf dem Prüfstand, als im Sozialausschuss darüber abzustimmen war, ob die Quartierssozialarbeit aus Kostengründen zum Jahresende gekündigt werden sollte oder ob die Vertragsmodalitäten bei gleichbleibender Leistung modifiziert werden.
Auch einen Änderungsantrag der CDU gab es, nach dem die Verträge gekündigt werden sollten, um dann eine neue, verminderte Quartiersarbeit in städtischer Hand aufzubauen. Die Details dieses Planes überzeugten allerdings nicht. SPD, GRÜNE, FDP und Aufbruch stimmten für die Weiterführung der bisherigen Quartierssozialarbeit. Ria Roth, Ratsmitglied der GRÜNEN Fraktion dazu: „Hier sind Projekte gestartet, die sehr gut laufen und zum Teil noch in den Kinderschuhen stecken. Es ist zu erwarten, dass sich die Beziehungen zwischen Sozialarbeiter/-in und Bevölkerung intensivieren und ein deutliches Plus an positiven Effekten erreicht wird.“
Für den städtischen Haushalt ist das kurzfristig eine Herausforderung, die gestemmt werden muss. Langfristig lohnt es sich aber. Und es ist ein Grund zum Aufatmen für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger, die in ihren Sozialarbeitern einen wichtigen Anlaufpunkt finden.